Gli egiziani aspettano ancora i dividendi della rivoluzione
– In Egitto, a due anni dalla caduta di Mubarak, continuano caos e insicurezza economica, gli investitori esteri sono frenati, da mancanza di regole certe:
o disoccupazione giovanile (15-24 anni) al 59,1%;
o burocrazia inaffidabile e in numero esorbitante;
o 2000 le fabbriche che hanno chiuso dal cambio di regime;
o dal 2011 il PIL è cresciuto del 2% contro il 5% precedente;
o Rischio di esodo di lavoratori egiziani qualificati verso altri paesi, dove sono pagati di più.
– La sterlina egiziana è in caduta libera da un mese, all’inizio della rivoluzione era a 5,85/$, ora è a 7/1.
o La banca centrale egiziana ha limitato a $10000 i trasferimenti e l’esportazione per fermare la fuga verso il $; ad inizio anno al Cairo si trovavano solo €, niente $.
o si prevede che nel 2013 il numero dei turisti, (vitali per l’economia egiziana) cali di 10-14 milioni;
o il console onorario tedesco a Hurghada (località turistica sul Mar Rosso) non attribuisce la colpa della miseria ai Fratelli musulmani: per le sue decisioni il presidente dipende ancora dai militari.
– Sarebbero 100000 i soldati occupati nell’economia sommersa diretta dai vertici militari che Mursi ha, solo politicamente, richiamato all’ordine lo scorso agosto.
o Si calcola che il 15% del PIL annuale provenga dall’insieme delle attività dei militari, che va dalla produzione di matite a prodotti high-tech.
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Ägypten Warten auf die Revolutionsdividende
28.01.2013 · Fabriken schließen, die Währung befindet sich im freien Fall, die Touristen bleiben aus: Zwei Jahre nach dem Aufstand lässt der Wandel in Ägypten auf sich warten. Die Wirtschaft liegt am Boden – und immer mehr Ägypter wollen das Land verlassen.
– Hamza al Mahrus hat noch einen einzigen Wunsch. „Früher habe ich nur für meine Kinder gebetet“, sagt der 42 Jahre alte Ägypter. „Inzwischen bitte ich meinen Gott, meine Familie und mich aus diesem Land wegzubringen.“ Ende des vergangenen Jahres kündigte ihm die ausländische Firma, für die der Vater von drei Kindern mehrere Jahre gearbeitet hatte. Er hofft, in den kommenden Monaten in Kuweit einen Arbeitsplatz zu finden.
– Vor zwei Jahren standen viele Ägypter am 25. Januar gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak auf. Zwei Wochen später trat der Machthaber ab. Doch zwei Jahre nach dem Sturz Mubaraks haben Chaos und Unsicherheit die Wirtschaft des nordafrikanischen Landes in den Keller fahren lassen. Das hält Hamza al Mahrus einfach nicht mehr aus.
– Unzuverlässigkeit und überbordende Bürokratie tun ein Übriges, ihm sein Leben in Ägypten zu vergällen. Für seine Kinder wünscht er sich eine bessere Zukunft.
– Der Familienvater Mahrus steht mit seiner Haltung nicht allein. Immer mehr Ägypter in ihren besten Jahren wollen ihr Land verlassen. „Wenn sich 2013 nichts ändert, wird sich gar nichts mehr ändern“, sagt er. Der Ägypter nutzt die Zeit der Arbeitslosigkeit, um die notwendigen Papiere für eine mögliche Ausreise zusammenzubekommen. Ein nervenaufreibendes Unterfangen: Viele Behörden haben nur vormittags geöffnet – und ohne Schmiergeld läuft vielerorts gar nichts.
Infografik / BIP / Menschliche Entwicklung 2011 © F.A.Z.
– Gerade für ausländische Investoren, die Ägyptens am Boden liegende Wirtschaft so dringend brauchte, bedeutet das eine Hürde mehr, ihr Geld in neue Projekte zu stecken. „Viele Firmen wollen in Ägypten investieren, dafür müssen wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Ägyptens Präsident Muhammad Mursi Mitte Januar dieser Zeitung (F.A.Z. vom 19. Januar).
– Diesen Mittwoch wird er in Berlin für Investitionen aus Deutschland werben, wenn er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besucht und nachmittags vor der deutsch-ägyptischen Wirtschaftskommission spricht.
Viele sehen Mursi bereits gescheitert
– Doch dass der in der Muslimbruderschaft groß gewordene Staatschef ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt noch immer in Ankündigungen verharrt, können viele Ägypter nicht mehr verstehen. Die Regierungsumbildung des Islamisten Anfang des Jahres sehen sie als Eingeständnis des Scheiterns – nicht als Möglichkeit, das Ruder noch mal herumzuwerfen.
– Mursi hatte nach seinem Sieg bei der ersten freien Präsidentenwahl im Juni vergangenen Jahres ein ambitioniertes Hunderttageprogramm angekündigt. Doch von seinen Versprechungen ist keine erfüllt:
o Der Müll stapelt sich weiter an den Straßenrändern, das Verkehrschaos nimmt nicht ab. Bei einem Zugunglück starben Mitte Januar 19 Soldaten, in der Mittelmeermetropole Alexandria kamen ebenso viele Menschen um, als ein Wohnhaus in sich zusammenstürzte.
Infografik / Zahlen: Ägypten, Tunesien © F.A.Z.
– Als „gravierend“ bezeichnet auch der Präsident der Vereinigung Ägyptischer Geschäftsleute, Hussein Sabbour, die wirtschaftliche Lage: „Seit zwei Jahren hat sich die Situation täglich verschlechtert.“ Der Aufstand für Freiheit und Würde, der im Januar 2011 auf Kairos Tahrir-Platz begann, ist lange her – und für viele zum Symbol beginnenden Niedergangs geworden.
– Die erhoffte Revolutionsdividende sprang dabei nicht heraus, im Gegenteil: 2.000 Fabriken sollen seit dem Sturz von Mursis Vorgänger Husni Mubarak geschlossen worden sein, die Arbeitslosigkeit steigt.
– „Als Geschäftsmann kann ich keine neue Unternehmung starten, wenn die Regierung keine klaren politischen Vorgaben macht und jegliche Vision für die Zukunft vermissen lässt“, sagt Sabbour.
– Das Bruttoinlandsprodukt steigerte sich in den Jahren vor 2011 noch um 5 Prozent und mehr; seitdem wuchs es lediglich um vielleicht bis zu 2 Prozent.
Eine Währung im freien Fall
– Das ägyptische Pfund befindet sich seit einem Monat im freien Fall; Fachleute rechnen damit, dass für 1 Dollar schon in wenigen Wochen 7 Pfund bezahlt werden müssen – zu Beginn der Revolution war es noch für 5,85 Dollar zu haben.
– Um die Flucht in die amerikanische Fremdwährung zu stoppen, beschränkte die Zentralbank Überweisungen und Ausfuhr kurz vor Weihnachten auf 10.000 Dollar. In manchen Wechselstuben in Kairo waren zu Jahresbeginn nur noch Euro, aber keine Dollar mehr zu haben.
Karte / Kairo / Ägypten © F.A.Z
– Vor allem der Tourismus, die einstige Lebensader der Wirtschaft, hat unter dem wandelnden Image Ägyptens zu leiden. Die Kulturschätze entlang des Nils und die sonnigen Strände Scharm al Scheichs lagen aus europäischer Perspektive lange weitab der Krisenherde des Nahen Ostens. Das hat sich seit dem Sturz Mubaraks gewandelt.
– Auch wenn Straßenschlachten auf dem Tahrir-Platz und Entführungen auf dem Sinai weiter die Ausnahme sind, beeinflussen die abendlichen Fernsehberichte längst die Reiseentscheidungen vieler Urlaubshungriger. Das Tourismusministerium hat zwar angekündigt, dass die Zahl der Touristen 2013 von zuletzt 10 auf 14 Millionen steigen soll – aber daran zweifeln Fachleute.
Schattenökonomie in der Militärspitze
– Peter-Jürgen Ely, deutscher Honorarkonsul in Hurghada, stemmt sich dennoch gegen die Schwarzmalerei – und dagegen, den Muslimbrüdern die Schuld für die Misere in die Schuhe zu schieben. „Der Präsident ist bei seinen Entscheidungen weiter auf die Zustimmung des Militärs angewiesen“, sagt er. „Durch die weitreichende Verflechtung ihres Wirtschaftsreiches verfügt die Armeeführung unter anderem über eigene Hotels und wird sich deshalb gegen gravierende Fehlentscheidungen stemmen.“
– 100.000 Soldaten sollen in der Schattenökonomie der von Mursi im vergangenen August lediglich politisch in die Schranken gewiesenen Militärspitze beschäftigt sein.
– Wirtschaftlich mischen die Generäle weiter entscheidend mit.
– Geschätzt 15 Prozent des jährlichen Wirtschaftsaufkommens stammen aus dem Geflecht der Militärbetriebe, das die Produktion von Bleistiften bis zu Hightech-Produkten umfasst.
Die größte Gefahr für das Land zwei Jahre nach der Revolution sieht Ely im „Exodus qualifizierter Ägypter, die in anderen Ländern besser bezahlt werden“. Das sind Familienväter wie Hamza al Mahrus, die das Auf und Ab der vergangenen Monate nicht länger ertragen können. „Vor der Revolution sind wir von staatlichen Stellen schlecht behandelt worden, haben aber am Ende gekriegt, was wir wollten“, sagt er. „Jetzt lächelt man uns in den Behörden an, aber auf unsere Papiere warten wir weiter.“ Der Wandel lässt auf sich warten.