Il 30 gennaio avvantaggia soprattutto i curdi

<95057634"> Die Welt 05-01-29

Boris Kalnoky

Solo nel Nord dell’Irak si respira aria di novità; nel resto del paese predomina la paura – e il potere dei clan.

Nei territori curdi il giorno delle elezioni sarà una data storica per il Curdistan però, non per l’Irak. I curdi sono soprattutto interessati alle elezioni locali di Kirkuk, dove potrebbero salire al potere, e alle elezioni per il parlamento autonomo curdo.

Secondo un’inchiesta di due settimane fa’ il 38% degli iracheni pensavano di dover eleggere il successore di Saddam Hussein. Nelle città sciite del Sud, relativamente più sicure vi è stata una campagna elettorale, nei territori sunniti non è stato possibile. Ad esempio nella città di Bakuba, nella provincia di Diyakala mista per religione, sono stati uccisi 12 membri della commissione elettorale; delle 15 liste della provincia, 12 erano completamente anonime.

A Ramadi e Falludja, provincia di Anbar, la commissione elettorale si è ritirata; a Mosul e in altre città gli organizzatori delle elezioni hanno rinunciato.

Anche a livello nazionale dei 260 candidati sulla lista del primo ministro Alawi solo 20 erano segnati per nome.

Se c’è stata campagna elettorale nei territori sunniti, è stata limitata alla distribuzione delle razioni di cibo. L’unica organizzazione rappresentativa dei sunniti, l’Unione degli scriba musulmani ha boicottato le elezioni. C’erano solo due liste sunnite, entrambe capeggiate da uomini che partecipavano al governo sotto occupazione, Adnan Pachachi e il presidente Al Yawer.

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<95057637"> Der 30. Januar bringt vor allem den Kurden Vorteile

Nur im Norden des Irak ist Aufbruchstimmung zu spüren. Im Rest des Landes herrschen Angst – und die Macht der Klans

von Boris Kalnoky

Istanbul – Im regnerischen irakischen Winterwetter schlittern zwei schiitische Geistliche in ihrem BMW durch den Matsch. Immer wieder bleibt der Wagen stecken, aber schließlich erreichen sie, dreckbespritzt, eine entlegene Gegend im Süden des Landes. Dort, in einer Region namens Al Muscharrah, hat der Stamm der Al Sawaed das Sagen. Die Geistlichen suchen den Stammeschef auf, und einige Geistliche und Stammesälteste kommen dazu, und dann wird die Parole ausgegeben: Vereinte Irakische Allianz wählen, die Liste, die den Segen von Großayatollah Ali Al Sistani hat. Danach haben sie keine Zeit, zu bleiben – weiter geht es zum Stamm der Kahla, in der Region Bomohamed.

Das ist Wahlkampf auf irakisch – keine Großveranstaltungen, das zieht nur Terroristen an, und keine Versuche, die Wähler zu erreichen. Die wissen ohnehin meist weder wen, noch was, noch wo sie wählen sollen. Eine Umfrage vor zwei Wochen ergab, daß 38 Prozent der Iraker glauben, es gehe darum, Saddams Nachfolger zu bestimmen. Etwas anderes als Präsidentschaftswahlen mit nur einem Kandidaten haben sie nie erlebt.

Die Kandidaten selbst sind in den meisten Fällen anonym – aus Angst um ihr Leben; und wo die Wahllokale sind, das wird erst auf den letzten Drücker bekanntgegeben, denn dann wissen auch die Terroristen Bescheid. Besser also, die Scheichs mit allem zu betrauen – sie organisieren die Gemeinschaft, geben die zu wählende Liste aus, den Ort bekannt. Für sie ist auch eine landesweit im Fernsehen und in Zeitungsanzeigen veröffentlichte Satellitentelefon-Nummer gedacht. Wer da anruft, der erfährt nochmals, direkt vom Büro Al Sistanis: Vereinte irakische Allianz, und die Nummer der Liste.

In den verhältnismäßig sicheren Städten des schiitischen Südens fahren Wahlkämpfer mit Lautsprecherwagen durch die Straßen. Wählen gehen, heißt ihre Botschaft – wen, das ist ohnehin klar.

In den sunnitischen Gebieten gibt es keinen Wahlkampf, nur Horror. “Der Eingang zum Wahllokal ist die Tür zur Hölle”, warnen Graffitis in der Stadt Bakuba. Und: “Lösche diese Schrift und sieh, wie wir dich köpfen.”

Keine Wahlplakate an den Wänden dieser Stadt, nur Flüche gegen die Regierung. Täglich werden die eigentlich geheimen Wahllokale angegriffen, zwölf Mitglieder der Wahlkommission der Provinz Diyakla, zu der Bakuba gehört, wurden bislang umgebracht. Andere traten zurück. Auch die Wahlkommission der Provinz Anbar, wo sich die Rebellenstädte Ramadi und Falludscha befinden, ist zurückgetreten, ihre Mitglieder verstecken sich seither in Todesangst. In Mosul und anderen Städten haben die Organisatoren der Wahl aufgegeben.

In der religiös gemischten Provinz Diyala wurden bislang sieben Kandidaten umgebracht – sie hatten ausnahmsweise ihre Identität preisgegeben, sagt Gouverneur Abdallah Al Dschiburi. Er selbst habe bislang 14 Anschläge überlebt. Von den 15 örtlichen Wahllisten sind zwölf völlig anonym. Auf nationaler Ebene ist es dasselbe Lied: Von den 260 Kandidaten auf der Wahlliste von Ministerpräsident Allawi etwa sind nur 20 namentlich bekannt. Viele Iraker haben bei dieser Liste speziell Sorge, sie könnten unwissend handverlesene Handlanger der Amerikaner wählen.

Sofern es in den sunnitischen Gebieten Wahlkampf gibt, ist er auf die Verteilungsstellen für Lebensmittelrationen beschränkt . Da werden ein paar Flugblätter mit Mehl und Öl verabreicht. In Falludscha fahren US-Jeeps mit Lautsprechen durch die zerstörten Straßen und fordern das Volk auf, zu wählen. Aber wen? Die einzige repräsentative Organisation der Sunniten, die Vereinigung muslimischer Schriftgelehrter, boykottiert die Wahl. Nur zwei sunnitische Listen gibt es, beide geführt von Männern, die unter der Besatzung mitregierten – Adnan Pachachi und Staatspräsident Al Yawer. Soweit deren Kandidaten Wahlkampf betreiben, ist er auf Bagdader Wohnzimmer beschränkt, auf einen Plausch einflußreicher Leute – dasselbe Prinzip wie überall.

Ganz anders in den Kurdengebieten. Da ist die Aufbruchstimmung überall zu spüren, man fühlt sich relativ sicher, der Wahltag wird ein historisches Datum in der Geschichte – nicht des Irak, sondern Kurdistans. Die Kurden interessiert vor allem die Lokalwahl in Kirkuk, wo sie die Macht übernehmen könnten, und die Wahlen zum autonomen kurdischen Parlament. Was in Bagdad passiert, das ist weit weg.

Nirgends stimmt die Phrase des US-Präsidenten George W. Bush so sehr wie hier: Geschichte wird gemacht. Aber nirgends stimmt seine Annahme weniger, es gehe um die Geschichte des Irak.

Artikel erschienen am Sa, 29. Januar 2005

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